Leben ohne KIta, geht doch , na bitte!

Fips

Leben ohne KIta, geht doch , na bitte!

Beitrag von Fips »

Ach nee, jetzt plötzlich
Alle Coronamaßnahmen sind aus Erwachsenensicht gedacht. Darauf hat zuletzt der Dachverband der kinder- und jugendmedizinischen Gesellschaften hingewiesen. „Kinder werden nicht als Personen mit ebenbürtigen Rechten gesehen, sondern als potenzielle Virusträger“, schreibt der Verband. Wegen ihrer vermeintlichen Gefährlichkeit müssen sie zu Hause bleiben, wo sie die Eltern im Homeoffice nerven.

Wenn man die kleinen Virenschleudern wieder in Schule und Kindergarten schickt, dann zu deren Entlastung – und zur Freude der Wirtschaft. Der Verband hat recht, denkt aber Kinder nicht konsequent als handelnde Subjekte, wenn er die Öffnung von Schulen und Kitas zum Wohl der Kinder fordert. Ja, sie vermissen ihre Freund*innen, und das Lernen ist für die meisten zu Hause schwer bis unmöglich.

Und ja, es gibt Kinder, denen die festen Strukturen und regelmäßigen Mahlzeiten gut tun, die mit Pädagog*innen Bindungserfahrungen machen, die ihre eigenen Eltern ihnen nicht geben können. Aber wie viele vermissen die Institution Schule oder Kita?! In Deutschland hält sich hartnäckig das Gerücht, es sei der Entwicklung dienlich, am besten ab dem Alter von einem Jahr den halben bis Dreivierteltag in lärmigen Masseneinrichtungen ohne Rückzugsmöglichkeiten eingesperrt zu sein.

Zwar werden immer wieder Studien publiziert, nach denen eine qualitativ schlechte Betreuung vor allem Kleinkindern schaden kann. Aber darüber wollen nur die sprechen, die finden, dass Frauen an den Herd gehören. Bekannt ist auch, dass Kinder erst mit durchschnittlich drei Jahren vom Zusammensein mit Gleichaltrigen profitieren. Aber das volle Elterngeld wird eben nur im ersten Lebensjahr gezahlt. Oder dass Lärm gesundheitsschädlich ist und auch das kindliche Gehirn Pausen braucht.

Und jetzt ist Corona, und viele Eltern erleben ihre Kinder als entspannter als sonst. Vorausgesetzt, sie sind selbst halbwegs entspannt, haben keine Geldsorgen oder stehen nicht als alleinerziehende Verkäuferin ohne Betreuung da. Mit­ar­bei­te­r*in­nen aus der Familienhilfe wundern sich darüber, dass sogar die schon in normalen Zeiten schwer belasteten Familien nicht so schlecht (miteinander) klarkommen, wie sie befürchtet hatten – auch wenn sie es erst sicher wissen, wenn sie sie wieder regelmäßig sehen.
Vielleicht genießen die Kinder die Zeit zu Hause

Aber vielleicht genießen Kinder die Zeit mit ihren Eltern? Ich behaupte nicht, dass es überall optimal läuft und Kindergärten und Schulen bis in alle Ewigkeit dicht bleiben können. Aber wenn man darüber redet, was „nach Corona“ besser werden soll, könnte man auch Kinder fragen. Vielleicht wären sie froh, Gleichaltrige nicht nur in Ghettos wie Spielplatz und Kindergarten zu treffen.

In einer kindgerechten Welt müsste die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock nicht wie jüngst im taz-Interview beklagen, dass ihre Töchter niemanden zum Spielen hätten, weil der Kindergarten zu ist. Dann könnten sie einfach vor die Tür treten, und da wären andere Kinder. Keine 100, mit denen sie Viren austauschen, sondern ein, zwei, drei.

Kein Spielplatz müsste geschlossen werden, wo Kinder auf begrenztem Raum hinter Zäunen zu Dutzenden spielen – weil sie auf der Straße unterwegs wären, mit großem Abstand zueinander. Weil niemand mehr als 20 Stunden in der Woche arbeiten müsste, würden Eltern nicht mehr nach der Arbeit zum Kindergarten hetzen, um ihre nach acht Stunden Halligalli ebenfalls gestressten Kinder abzuholen. Statt Geschrei gäbe es, frei nach Grönemeyer, Erdbeereis.

Es gibt eine Verordnung, die die Auslauffläche für ein Bio­huhn festschreibt. Nicht aber, wie viel Platz ein Kind braucht

In der Pandemie gibt es solche Ausblicke auf schönere Zeiten. Und wie wäre es, wenn Kindergärten und Schule nicht mehr Feuerwehr wären für die Kinder der Übriggebliebenen dieser Gesellschaft? Wenn es denen so gut ginge, dass sie keine Drogen mehr nehmen müssten, keine Schulden hätten und ihren Kindern gute Eltern sein können? Zu utopisch?

Dann könnte man damit beginnen, die Größen von Kitagruppen an den Bedürfnissen von Kindern auszurichten – und nicht an dem, was eine Gesellschaft für die Betreuung auszugeben bereit ist. Nach einer aktuellen Erhebung der Bertelsmann-Stiftung liegt die durchschnittliche Gruppengröße in Deutschland bei 21 Kindern. Kindgerecht wären acht bis zehn Kinder, sagt die Entwicklungspsychologin Fabienne Becker-Stoll, Direktorin des bayrischen Staatsinstituts für Frühpädagogik. Sie hat zig Kindertagesstätten von innen gesehen.

[
url=https://taz.de/Umgang-mit-Kindern-in-de ... /!5678547/]der ganze Artikel[/url]

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Grad Da

Re: Leben ohne KIta, geht doch , na bitte!

Beitrag von Grad Da »

Kita - und auch die Schulen - erfüllen in dieser Gesellschaft ja auch die "Aufgabe" Menschen in das Arbeitsleben einzubinden. Es ist weder Zufall noch "Soziales Mitgefühl" die einst wohlgemerkt Unternehmer dazu motivierte solche "Kinderverwahranstalten" einzurichten.
Dabei ging es wohl nicht nur darum Frauen als Arbeitskräfte verfügbar zu machen - sondern wohl auch darum das Lohnniveau der Arbeitnehmer "begrenzen" zu können.
Vorher mußte man ja dem Mann hinreichend viel bezahlen damit dieser auch in der Lage war "eine Familie ernähren" zu können. Sonst hätte er sich ja auch eine besser bezahlte Stelle suchen müssen und wäre dann nicht mehr zur Verfügung gestanden.
Durch das Einkommen der Frau veränderte sich ja auch das "Familieneinkommen" als solches. Jetzt erst konnte man die Löhne soweit begrenzen daß nun eben zwei Arbeitskräfte zusammen gerade mal genug verdienten um "über die Runden zu kommen".
In der Praxis sah das halt so aus daß die Frauen entsprechend gering entlohnt wurden - das wohl auch weil man ja zunächst für alleinstehende Männer noch "attraktiv genug bezahlen mußte" - um über diese dann auch an Frauen "ranzukommen".
Ja - und ein paar Kinder machten das Leben dann halt so teuer daß die Frau auch arbeiten mußte.

Die Kinder packte man halt - höchst rationell - in Gruppen von 30 und weit darüber - und eröffnete sich auch noch die tolle Gelgenheit diese auf ihr späteres Schicksal als "Halb-Sklaven" einzuschwören; ihnen Gehorsam einzutrichtern und ihnen möglichst auch nur solche Dinge beizubringen die sich der Unternehmer wünschte (und solche Kenntnisse und Fertigkeiten vorzuenthalten die sie in die Lage versetzt hätten einen selbständigeren Lebensweg einzuschlagen).

Die heutige gesellschaftliche Realität ist daß selbst "Mittelschicht" (z.B. Beamter im höheren Dienst) meist nur noch als "Doppelverdiener" wirtschaftlich klar kommt. "Mittelschicht" kam noch vor 50 Jahren mit einem Einkommen klar. Und vor 100 Jahren konnte sich ein "Beamter im höheren Dienst" nicht nur "seine Hausfrau" leisten - sondern dieser sogar noch "Hauspersonal" zur Seite stellen.
Bemerkenswert ist dabei daß auch hier "der Sozialismus" diese Entwicklung auch vorangetrieben hat. Geschickt als "Feminismus" verpackt. Im Kapitalismus wurde halt zunächst (neben der Selbstverwirklichung (?) der Frau) mit "zusätzlichen Konsummöglichkeiten" "angefüttert". Noch in den 60iger und 70igern galten ja Doppelverdienerhaushalte in der Regel als "reich" - sogar dort, wo die Einzeleinkommen tatsächlich "unterdurchschnittlich" waren.

Bemerkenswert ist ja auch daß die Politik es geschafft hat gerade die Mittelschicht (die noch gewisse Ressourcen hat(te) um sich eine gewisse Unabhängigkeit und Freiheit zu realisieren) soweit "einzugrenzen" daß diese finanziell kaum über das "eine Wunschkind" hinaus kommt. Es wären schließlich die Kinder die - durch ihre bessere Unterstützung - (als Erwachsene) auch noch am ehesten in der Lage wären sich selbst gegen "allzuviel Staat" zur Wehr zu setzen. Davon will Staat natürlich nur möglichst Wenige haben.
Bei den wirklich Reichen kann Staat da ja nichts machen - diese haben ihre Möglichkeiten und damit auch die Möglichkeit sich nötigenfalls das "einzukaufen" was man für die eigene Zukunft am hilfreichsten erachtet.
Also braucht Staat jetzt nur noch das "Kinderhaben" für jene Gruppen besonders "einfach" zu machen die ohnedies schon maximal vom Staat und dessen "Versorgungssystem" abhängig sind. So entstehen viele Menschen denen "Privatinitative" als "bessere Alternative zu den staatlichen "Leisungen"" aus rein finanziellen Gründen gar nicht erst offen stehen. Hier hat man dann eine recht große Gruppe die man mit mies bezahlten "Scheißjobs" ausbeuten kann - und die auch gar nicht erst in Kontakt mit Gedanken und Möglichkeiten kommen um sich überhaupt kritisch mit der eigenen Situation auseinandersetzen zu können um auf Verbesserungen zu bestehen.

Hier ist übrigens eine Schicht entstanden der - im sozialistischen Sinne gedacht - jegliches politisches Bewusstsein abhanden gekommen ist. Ein Aspekt den auch "die Linke" komplett ignoriert hat. Hier handelt es sich in der deutschen gesellschaftspolitischen Realität längst um eine Schicht die auch das perfekte "Stimm-dumm-vieh" für Populisten abgibt - bzw. politisch restlos uninteressiert ist.


Ein Blick in die Reihen der sog. "Freilerner" macht es besonders deutlich: Hier trifft man (von religiösen Spinnern einmal abgesehen - die aber wohl auch nur "benutzt" werden um die "Szene" zu diskreditieren) praktisch nur auf "obere Mittelschicht". (Reiche entscheiden sich dann schon wieder eher für Privatschulen).
Schon diese "Alternativen" zum "Staatlichen System" werden bekanntlich vom Staat so gut es geht mit allen rechtlichen Mitteln bekämpft bzw. in deren Freiheit eingeschränkt. Von den "Schulverweigeren" ganz zu schweigen.


Ja - und in dem Moment wo es auch aus wirtschaftlichen Gründen mal "erwünscht" ist daß "Alternativen" (wie während Corona) funktionieren... dann zeigt sich eben auch dass es geht. Zumindest dort bzw. mit Kindern die noch so klein sind daß sie noch nicht selbst so mit dem etablierten System "verwachsen" sind daß sie selbst mit "plötzlicher Freiheit" gar nichts sinnvolles mehr anzufangen wissen.
Hier könnte man zum Vergleich auf "Stall-Vieh" denken das in seinen Ställen bleiben - auch wenn man ihm die Tür zur Freiheit weit offen stehen läßt.
Das ist dann die "Hohe Kunst" der "Verblödung" - Sich "Idioten" geschaffen zu haben die ihr "Dasein im Stall" als Freiheit begreifen weil sie ja scheinbar freiwillig auf ihre Freiheit verzichten.
Gast

Re: Leben ohne KIta, geht doch , na bitte!

Beitrag von Gast »

Ich frage mich, was KiTa, Schule, Ausbildung, Hochschule/Uni den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wirklich beibringt oder welchen Sinn sie hat ?? Nämlich gar nichts. Mir zumindest hat Schule mehr Traumata ausgelöst, als das ich vieles gelernt hätte. Und fast vergessen: Ich wurde wegen dieser Gottverdamten Schule gemobbt !!! Lehrer*innen unternahmen damals einen schei*dreck.


Wenn manche Menschen diese Anstalten nicht besuchen wollen, dann ist es IHRE persönlich Entscheidung. Period. Und da hat sich dieser verdammte Staat nicht einzumischen.


Liebe Grüße

Bleibt so wie ihr seid. Zusammen sind wir stark.
Gast

Re: Leben ohne KIta, geht doch , na bitte!

Beitrag von Gast »

KiTas sind ein Hort für Mobbing und Ausgrenzung. Schon da fängt dieser scheiss Leistungsdruck und Konkurenzkampf doch an.
Kein Wunder, dass Kinder lieber individuell spielen wollen, als in diese Anstalt gebracht zu werden.
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